Christian Bonnet baut seine Objekte aus verschiedensten Materialien zusammen. Häufig verwendet er gefundene Gegenstände, die einen zentralen ästhetischen Aussagewert in seinen Skulpturen bekommen. Bei einigen kombiniert er eine Reihe von Fundgegenständen mit anderen Materialien, ohne daß man noch genau sagen könnte, was gefertigt und was gefunden worden ist. Die neue Funktion der Fundgegenstände wirkt so organisch im komponierten Zusammenhang, daß man glauben könnte, sie sind eigens dafür erfunden worden. Diese ästhetische Angleichung der alten an die neue Funktion scheint mir eine wichtige Arbeitsstrategie des Künstlers zu sein, der seine Objekte in letzter Instanz nicht konstruiert, wie der Ingenieur, sondern komponiert, wie der Künstler. Neben diesen Objekten gibt es auch Skulpturen des traditionellen bildplastischen Arbeitens. Hier fällt vor allem die lapidare Formbehandlung auf. Sie erinnert an archaische Monumentalität, was sicherlich mit den mythischen Themen zu tun hat. Auch findet die Form in der Wahl des Materials ihre Entsprechung. Als Beispiele hierfür können das Charonsthema und die Kriegerhelme dienen. In der Wahl des Sujets bemerkt man schnell eine Vorliebe für Schiffe und Schiffahrt.
Neben dem Interesse am Maritimen wird man hier die alte Metapher erkennen, in der Schiff und Schiffahrt für das Leben stehen. Darüber hinaus sehe ich noch einen Zusammenhang mit den anderen Themen des Künstlers, den Flugapparaten und den Mythen. Das Fliegen und die Schiffe verweisen in eine räumliche Ferne. Als Grundthema hinter den anderen Sujets bildet die Ferne einen Fluchtpunkt, der nur gedanklich erreicht werden kann. Sie ist das Fremde, das Unbekannte und zugleich Unerreichbare, mit der ambivalenten emotionalen Besetzung der angstvollen Sehnsucht. Die Ferne ist somit auch eine räumliche Metapher des eigenen Unbewußten. Alle drei Themen könnten auf psychologischer Ebene als Sehnsuchtsmotiv gelesen werden.
Stefan Pohl, 1995